Unser „Sonntagsgruß“ für Sie
15. April 2012 – 2. Sonntag der Osterzeit
Alles verloren –
aber nicht den Anstand und die Würde
Diese Meldung aus Wien sorgte Anfang des Jahres 2012 für Schlagzeilen:
„Ein Obdachloser aus Wien hatte alles verloren: Seinen Job, seine Familie, sein Geld – und zuletzt seine Wohnung. In den Tagen zwischen Weihnachten und Neujahr fand er in der Wiener Fußgängerzone ein kleines Päckchen. Inhalt: 7000.- €uro! Was tat der Obdachlose? Er brachte das Geld zum Fundbüro. Und bekam nicht einmal Finderlohn für seine Ehrlichkeit…Als man ihn fragte, warum er das gefundene Geld nicht für sich behalten habe, sagte er: „Wissen Sie, ich habe in meinem Leben alles verloren: Meine Arbeit, meine Familie, mein Geld, meine Wohnung. Aber eines habe ich nicht verloren: Meinen Anstand!“
Das ehrliche, anständige Verhalten dieses Obdachlosen hat viele Wiener stark beeindruckt: Inzwischen läuft für diesen Obdachlosen eine Spendenaktion.
Alles verloren…
Wir können in unserem Leben alles verlieren: Unseren Besitz, unsere Gesundheit, liebe Menschen. Und sogar unser eigenes Leben! Alles, was wir „haben“, ist uns geschenkt und für eine kurze Zeit „geliehen“. Irgendwann müssen wir es zurückgeben an unseren Schöpfer. Jesus selber hat am Ende seines kurzen Erdenlebens alles verloren – zumindest irdisch gesehen. Beeindruckend jedoch ist, wie er das tut: Im letzten und tiefsten Vertrauen auf Gott, seinen Vater: „Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist!“ sagt er noch sterbend am Kreuz. Es gibt - wie Jesus - Menschen, die in ihrem Leben alles verlieren, und dennoch etwas bewahren von dem, was mehr ist als irdisches Gut: Glaube, Hoffnung, Vertrauen, Würde, Liebe und Anstand.
Dietrich Bonhoeffer beispielsweise, der als Vertreter der „Bekennenden Kirche“ mutig gegen die Nazis Widerstand geleistet hat, betete noch wenige Augenblicke vor seinem gewaltsamen Tod durch den Strang: „Vater, gib deinen Dienern jenen Frieden, den ihnen diese Welt nicht geben kann.“
Alles verlieren, um alles zu gewinnen…
„Wer glaubt, wird selig.“ So lautet der Titel eines lesenswerten Buches von Pater Karl Wallner (OCis). Er will uns damit Mut machen zu einem Glauben an Jesus Christus, der uns Gelassenheit und Frieden schenken will, auch dann, wenn wir „alles verlieren um seinetwillen.“ Denn am Ende unseres Lebens werden wir „alles gewinnen“: Das ewige Leben und den Frieden bei Gott! Dieser Glaube und diese Hoffnung kann auch uns helfen, mit Anstand und froher Zuversicht durch dieses Leben zu gehen.
Edgar Rohmert