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der Ordensgemeinschaft der Kamillianer

Unser „Sonntagsgruß“ für Sie

12. Februar 2012 – 6. Sonntag im Jahreskreis

Die moderne Form von „Aussatz“…
„Es war einmal ein alter Mann, der konnte kaum gehen, seine Knie zitterten, er hörte und sah nicht mehr viel, und er hatte auch keine Zähne mehr; Wenn er nun bei Tisch saß, und den Löffel kaum halten konnte, schüttete er Suppe auf das Tischtuch, und es floss ihm auch etwas wieder aus dem Mund. Sein Sohn und dessen Frau ekelten sich davor, und deswegen musste sich der alte Großvater endlich hinter den Ofen in die Ecke setzen, und sie gaben ihm sein Essen in ein irdenes Schüsselchen, und er wurde dabei nicht einmal satt. So sah er betrübt nach dem Tisch, und die Augen wurden ihm nass. Neulich hat er sein irdenes Schüsselchen zerbrochen. Die junge Frau keifte sehr mit ihm, er sagte aber nichts, sondern seufzte nur. Sie kauften ihm ein hölzernes Schüsselchen für ein paar Pfennige, und daraus musste er gestern zum ersten Mal essen. - Als sie aßen, schleppte der kleine Enkel des Großvaters kleine Brettchen zusammen. Der junge Vater fragte den Bub: „Was machst Du da, Peter?“ - „Ich mache ein Tröglein…!“ sagte das Kind. „Daraus sollen Vater und Mutter essen, wenn ich groß bin.“ - Der Mann und die Frau sahen sich eine Weile an. Dann holten sie weinend den alten Großvater an den Tisch und ließen ihn mitessen.“ ( von: Heinrich Jung-Stilling)

Die von Lepra (=“Aussatz“) befallenen Kranken
Leprakranke mussten früher außerhalb menschlicher Siedlungen leben. Sie waren „ausgesetzt“. Schon im 3. Buch Mose (Levitikus) wurde Folgendes angeordnet: „Ein Aussätziger, der von Aussatz befallen ist, soll in zerrissenen Kleidern einhergehen und sein Haupthaar aufgelöst tragen. Er soll seinen Bart verhüllen und Unrein! Unrein! Rufen. Die ganze Zeit, solange er Aussatz hat, ist er unrein. Da er unrein ist, soll er abgesondert wohnen, außerhalb des Lagers sich aufhalten…!“
( Lev.13,45-46)

Lepra und Aussatz – heute…
Durch die Zusammenarbeit aller weltweit tätigen Leprahilfswerke in der sog. ILEP ist die Lepra heute zwar nicht ausgerottet, jedoch unter Kontrolle. Aufgrund der guten Behandlungsmöglichkeiten mit Antibiotika ist Lepra gut heilbar und in den meisten Ländern nahezu ausgerottet. Ausnahme: Die Entwicklungsländer!

Auch Jesus heilte Aussätzige!
Als eines Tages ein Aussätziger zu Jesus kam, mit der dringenden Bitte, ihn rein zu machen, streckte Jesus - von Mitleid ergriffen - seine Hand aus, berührte ihn, und sprach zu ihm: „Ich will. Sei rein!“ - Sogleich wich der Aussatz von ihm, und er wurde rein. So wurde dieser wieder in die Gemeinschaft der Anderen aufgenommen.

Wie gehen wir heute um mit „Aussätzigen“ und „Außenseitern“?
Obwohl in Deutschland die Lepra ausgerottet ist, gibt es immer noch viel zu viele „Aussätzige“ und Außenseiter: Kranke und alte Menschen, Behinderte und Arme, Obdachlose und Einsame, Geschiedene und Gescheiterte. Wie gehen wir mit diesen Menschen um? Sind wir ihnen gegenüber gleichgültig? Lassen wir unsere „Alten“ am Nebentisch sitzen, wie in der Erzählung von Jung-Stilling? Oder kümmern wir uns um sie? Von Jesus könnten wir einiges lernen, wenn es um „Integration“ und „Inklusion“ von Außenseitern geht…

Edgar Rohmert