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der Ordensgemeinschaft der Kamillianer

Unser „Sonntagsgruß“ für Sie

13. Mai 2012 – 6. Sonntag der Osterzeit

Du und Sie

Ein wichtiger Mann in unserem Bistum bot mir das Du an. Ich zögerte, es anzunehmen. Dann habe ich ihn ernst genommen und Ja gesagt. Bei anderen weckte es Neid: „Wieso darfst du es und ich nicht?“

Auch die Jünger Jesu bekamen sein Angebot: „Ich nenne euch nicht mehr Knechte. Vielmehr habe ich euch Freunde genannt!“ (Jh 15,15) Es entsteht ein ganz neues Verhältnis. Ein Knecht hat einen Herrn, der anordnet. Dieser hat dazu das Recht. Und was er sagt, das gilt - sogar dann, wenn es falsch ist.

Der Freund fragt nach: „Was denkst du? Welche Erfahrung kannst du beitragen? Kannst du mein Anliegen verstehen und bejahen?“

Das Wort Jesu an seine Jünger lese ich im 15. Kapitel des Johannesevangeliums. Es gehört zu den Worten Jesu im Abendmahlssaal. Bald darauf kommt es zur Passion. Es geht um Abschied und Lebenszusammenfassung. In dieser Stimmung kann Jesus sagen: „Ich nenne euch Freunde. Ich habe gute Erfahrungen mit euch gemacht. Ich weiß meine Anliegen bei Euch gut aufgehoben. Seid meine Freunde und handelt in meinem Sinne weiter!“

Mit diesem Wissen denke ich an manche unserer Patienten. Sie haben die Mitarbeiter, die sie duzen und die sie siezen. Manchmal erzählen sie von den Erfahrungen mit ihnen. „Da hat mich einer wirklich verstanden in meinem Bedürfnis.“ Ein anderer sagt: „Da hat jemand mit mir seine Angst um meine Zukunft geteilt!“ Dies ist die Basis für ein Du, das von Herzen kommt und ins Herz geht.

Ich habe selbst manches Du angeboten. Einige haben es angenommen, andere nicht. Wie ist es für Sie? Welchen Menschen, der Ihnen gut ist, würden Sie gern duzen? Gibt es für Sie und diesen Menschen das gemeinsame Teilen von Idealen und Träumen? Gibt es für Sie das Gefühl wie bei Jesus und den Jüngern, das Sie gegenseitig im Sinne des Anderen handeln möchten?

Im Sinne seines Vaters hat Jesus gehandelt. Sein Interesse hat er geteilt und weitergeführt.
Mit diesem Wissen war die Himmelfahrt Christi ein besonderer Moment. Am Donnerstag wird es in den Kirchen gefeiert. Ich werde es auch tun und bin mir sicher: Sein Vater hat ihn empfangen mit dem Wort: „Du hast es gut gemacht!“

Pater Norbert Riebartsch, Kamillianer